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Freitag, 1. Oktober 2010

Martin Büsser ist tot.

Gerade erst hatte ich ihn und seine Literatur entdeckt.
Gerade erst hat mich sein Humor unglaublich erheitert.
Gerade erst haben seine scharfsinnigen Gedanken mein Gedanken Ressort bereichert.
Gerade erst hab ich ein Buch von ihm gelesen.
Gerade erst bist du gestorben.

Auf Wiedersehen und schöne Grüße an Herrn Schlingensief da oben. 


Dienstag, 11. Mai 2010

Facebook Politlisten

sind komplett sinnfrei und profilneurotisch - bringt niemandem was und vor allem niemanden weiter. Wer glaubt dadurch irgendetwas außerhalb des Facebookuniversums bewegen zu können, dem sei gesagt. "Megagetäuscht!
Das ist wie Schranz hören und denken man wäre angesagt.
Glauben diese Leute im Ernst Politik findet auf Facebook statt.



Mittwoch, 21. April 2010

Grundsätzlich bin ich gründlich Überfordert.

Alleine jetzt in dieser Sekunde des Schreibens, versuche ich so viele Eindrücke zu verarbeiten, dass ich das Gefühl habe mein Gehirn könnte explodieren. Wenn man sich mal überlegt, dass ein heute 60 jähriger noch mit 1,7 Medien auskommt und wir "Jungen" heutzutage mit ca.5 Medien gleichzeitig klarkommen müssen, (Handy, Internet, Fernsehen, Radio, Print) ist eine grundsätzliche Überforderung doch irgendwie logisch.
Oder ist unser Gehirn dafür ausgerichtet so viel Informationen zu verarbeiten? Oder kommt dabei die zwischenmenschliche Ebene zu kurz? Wie soll das den alles so funktionieren, wenn wir so digital fühlen?



Nice Kommentar


Dienstag, 16. Februar 2010

Warum dieser Blog? Oder die Entdeckung der geistigen Geilheit.

Letzte Nacht haben mich unendlich viele Gedanken gequält. Nun möchte man meinen, dass dies in unserer hypersensiblen und ultraschnellen Gesellschaft nichts mehr Besonderes ist, jedoch war diese spezielle Gedankenwelt gestern anders.
Es ging nicht wie sonst, um den verstrichenen Tag oder eine verflossene Liebesgeschichte, nein, ich machte mir tatsächlich Gedanken um das komplexe Weltgeschehen und die dem Verfall nahestehende Gesellschaft.
Nun, dem einen oder anderen mögen diese Gedanken nicht fremd sein, mir ebenso wenig, jedoch lag die Besonderheit dieser nächtlichen Gedankenwelt in ihrer Intensität. Ich möchte fast von einer Art geistigen Erregung sprechen, ja, geistige Erregung, und ja,  ich möchte es die Geilheit des Geistes nennen.

 
Springen wir an dieser Stelle einmal 3 Stunden nach hinten, 22.24 Uhr. Ich machte es mir gemütlich im Bett und freute mich auf ein wunderbares Date mit Martin Büsser. Martin und ich kennen uns nun seit einer Woche und tatsächlich war Herr Büsser mir davor gänzlich unbekannt, wofür ich auch ein wenig Scham empfinde.  Hallo, wie kann man diesen großartigen Autor nur übersehen, all die Jahre? Punk hin oder her.

 
Ich steckte wohl einige Zeit enorm tief in dieser Popmaschenerie mit ihren widerlichen Tentakeln des Konsums. Verdreckt und verölt befreite ich mich nun vor kurzem, um genau zu sein am 01.07.2009, aus dieser Popmaschine. Dabei habe ich gerade den Film Metropolis im Kopf. Kampfstimmung, Auflehnung, ha ha, Wahnsinn. Natürlich nicht komplett, aber ein erster Schritt in eine andere Zukunft war getan. Die Pessimisten unter uns mögen an dieser Stelle die Frage nach der Existenz der Zukunft stellen. Also, ich bin Teilzeitpessimist und an dieser Stelle treffen wir uns wieder in meinem Bett mit Martin Büsser und seinem Buch „The Kids Are United“.


Während des Lesens befand ich mich in einem konzertähnlichen Zustand. Ein Auf und Ab der Gefühle, von absoluter Zustimmung bis hin zu Momenten des Verstört seins, reichte die Palette. Am Ende habe ich Beifall geklatscht, gleichermaßen Irritiert und geistig Erregt, ja, ich möchte immer noch von geistiger Geilheit sprechen, da diese zum Popdiskurs so fabelhaft passt aus diesem ich hervorgekrochen bin, und ihn jetzt endlich ernsthaft in Frage stelle. 

 
Es war nun bereits ca. 23.38, als ich mich dazu entschied, eine weitere Einladung zu einem Date in meinem Bett auszusprechen. Die Herren Horkheimer und Adorno gesellten sich in unsere illustre Runde. Ich öffnete die „Dialektik der Aufklärung“ welche ich zuvor schon einmal geöffnet hatte, mir aber, um ehrlich zu sein, zu diesem Zeitpunkt die geistige Geilheit fehlte.

 
15 Seiten später war meine Welt eine andere. Nun gut, nach 15 Seiten lässt sich eine horckheimisch-adornische Intensität kaum verstehen. Die Tragweite dieses Buches war mir aber bereits bewusst geworden. An diesem Punkt schloss ich das Buch hektisch, ich hatte Angst. Fear of Dark, könnte man sagen, denn mir wurde schlagartig klar, dieses Buch wird mich verändern. Ich fing an über die letzten Jahre nachzudenken.


Wie viele dieser Momente der geistigen Erregung hatte ich bereist in meinem Leben?
Hatte ich jemals Angst vor einem Buch? 
Hatte mich ein Buch schon einmal wirklich verändert?
Warum sind wir so geil auf Konsum?
Wer beeinflusst mich?
Warum wurde mir in der Schulzeit immer unterstellt, die zu sein die immer dagegen war, aus Prinzip?


In den letzten Jahren habe ich mich mit verschiedensten Theorien beschäftigt, fiel mir dann auf.
Da wäre die Theorie der Systeme von Niklas Luhmann, der den Systemen unserer Welt  irgendeinen wissenschaftlichen Sinn geben wollte.


Wer an dieser Stelle bereits beeindruckt von meinem soziologischen Wissen ist, dem sei gesagt, ich habe dieses Buch weder gelesen, noch angerührt. Mir wurde die Theorie von Frau Ingrid Loschek, einer Kunst- und Kulturwissenschaftlerin nähergebracht. Ihr Buch „Wann ist Mode“ hat mich nachhaltig beeinflusst. Mode war plötzlich zur Kultur geworden. Aber diesem Thema werde ich mich in einem späteren Eintrag noch näher widmen. Seither sind Modedesigner wie Rei Kawakubo oder Dries van Noten ständige geistige Begleiter.


Zack Bum, da war auch schon die nächste Theorie in meinem Leben, die Theorie der Dekonstruktion von Derrida. Dinge zunächst wie ein Psychokiller zu zerstückeln, um sie danach wieder neu zusammenzusetzen, um etwas neues zu schaffen, hat meiner Meinung nach Frankenstein-Charakter und bedarf demnächst auch noch intensiverer Auseinandersetzung.
Jetzt habe ich an dieser Stelle einen so großartigen Übergang geschaffen, der mir das Tor zur Hölle öffnen sollte. Ein Musiker Freak namens Stephan O Malley schlich sich in meine zutiefst positive Welt, die durch Verdrängung gekennzeichnet war.

 
Großartig, diese Ästhetik des Düsteren, dieser Wahnsinn in der Langsamkeit dieser Musik, sprach ich mit mir selbst Abend für Abend. Was für ein Gegenpol zur digitalen Schnelligkeit und Bedeutungslosigkeit unserer Gesellschaft. Ich war entzückt und entsetzt gleichzeitig


Meine eigene Welt befand sich bereits in einem Umbruch, da entdeckte ich in der Bibliothek die Theorie des Sozial-Konstruktivismus. Das war da schon eine absurde Vorstellung, dass wir alle aufgrund unseres sozialen Umfeldes Informationen anders wahrnehmen, also eigentlich keiner den anderen wirklich versteht. 

 
Wir sind alle große eigenständige Systeme, dachte ich mir in diesem Moment. Eigenständige Systeme, die ihre Funktion in der Konfrontation mit anderen Systemen entfalten und auch erst so als sinnstiftend erscheinen. 
Absoluter Wahnsinn, ich habe gerade einen logischen Schluss gezogen. In diesem Moment musste ich laut lachen, da mir in meiner Schullaufbahn jegliches Talent zum logischen Denken abgeschrieben wurde. Zweimal bin ich sitzengeblieben aufgrund von fucking Mathematik. Ja, ja, Watch Your Language!

 
Aber mal im Ernst, ich habe früher Gedichte gefüllt mit purem Hass geschrieben, die nicht etwa für meinen Lehrer oder meinen Ex-Freund bestimmt waren, HA, sie waren so kühn, durchdacht und größenwahnsinnig der kompletten Mathematik gewidmet.
Soviel zum Größenwahn (-sinn) meinerseits. Damals mit 17 stand mir in dieser schweren und intensiven Stunde des Hasses und vielleicht sogar der Projektion ein netter, ein wenig verrückter Mann zur Seite, Herr Sigmund Freud war sein Name. Ich habe ihn in der evangelischen Bücherei kennengelernt, gleichzeitig mit einem Autor, dessen Name mir nicht mehr einfällt, aber sein Buch der Astronomie war großartig.

 
Die Psychoanalyse von Herrn Freud war absolut verrückt in meinen Augen, aber auch extrem faszinierend. Um ehrlich zu sein hat mein pubertäres Spatzenhirn davon ungefähr 20% verstanden, aber das reichte in diesem Moment aus, um mir das Gefühl zu geben dem Geschehen unserer Welt ein Stück näher zu sein und ein Verständnis dafür zu entwickeln.

 
Und nun zum Punkt. Da mich in letzter Zeit die gesellschaftlichen Veränderungen extrem beschäftigen und ich mich Frage, wohin das alles mit uns führen soll, möchte ich diesen Blog wie eine Art Tagebuch führen und mich mit verschiedensten Theorien auseinandersetzten.


Eine Art Verwirrung hat sich eingestellt, das bloße Dagegen sein hat irgendwie keinen Sinn mehr. Ich möchte verstehen. Was genau ist mir noch nicht klar. All die genannten Wissensaneignungen haben ihre Spuren hinterlassen. Gleichzeitig bin ich ein Mitglied dieser Gesellschaft und werde und wurde täglich von dem populistischen Schranz, der Emotionalität der anderen Teilnehmer des gesellschaftlichen Lebens  und meiner Vergangenheit beeinflusst.

So, also lasst uns diskutieren.